Balkan / Ex-Jugoslawien
Was wird aus den Kriegerdenkmälern in der Stadt?
GSG informierte auf OFRI-Einladung am Standort DB-Betriebswerk
Weiter zuwachsen lassen, ausbaggern und einschmelzen oder offen legen und mit Erläuterungen versehen? Um diese Frage ging es beim Ortstermin der Osnabrücker Friedensinitiative (OFRI) am „Kriegerdenkmal“ auf dem Betriebshof der Deutschen Bahn (DB) an der Bremer Straße (neben dem Penny-Markt).
Die Stadt habe das Graf-Stauffenberg-Gymnasium angesprochen, einen Vorschlag zur Zukunft der Kriegerdenkmäler in Osnabrück zu erarbeiten, berichtete Schulleiter Thomas Grove. Da der Name der Schule zur Aufarbeitung der Geschichte im Unterricht verpflichte, sei der Bitte gerne entsprochen und das Thema in einem Projekt bearbeitet worden. 12 solcher Denkmäler in der Stadt seien bearbeitet worden. „Es gilt an die Schrecken des Krieges zu erinnern, damit wir uns mit aller Kraft für den Frieden einsetzen!“, betonte Grove.
Zum „Kriegerdenkmal“ auf dem DB-Gelände hatte Bjarne Strothmann recherchiert (s. Anhang). Es handele sich um einen Findling mit Aufschrift „Für das Vaterland starben“ auf einer Kupfertafel, berichtete der Abiturient, inzwischen bei der Bundeswehr beschäftigt. Aufgeführt seien 32 Namen von im ersten Weltkrieg getöteten Soldaten, vorwiegend aus dem Schinkel, alle beschäftigt bei der ehemaligen Reichsbahn. Die meisten seien in den ersten Kriegsjahren an der Westfront zu Tode gekommen, mit Karl Riemann einer in Russland. Strothmann sprach sich dafür aus, das Denkmal freizulegen und zu verdeutlichen, dass Deutschland hauptverantwortlich war für den Tod dieser Männer.
Dass das Denkmal in jüngsten Jahren von Unbekannt mit dem Spruch „Keine Opfer – Täter“ übermalt worden war, lieferte vor Ort Anlass zur Diskussion. „Zwar sind auch Menschen begeistert in den Krieg gezogen, aber sie wurden missbraucht von einer imperialen Macht“, betonte Winfried Bussmann. „Manche werden Angst gehabt haben, Mütter und Töchter hatten anschließend den Schmerz des Verlustes“, so das OFRI-Mitglied. Der Schrecken, der über die Familien gekommen sei, könne ähnlich wie in Münster auf Stelen aufgezeigt werden. Dazu könne Osnabrück im Sinne von Remarque den Aspekt der Verführung berücksichtigen.
Auf Initiative des an den Kulturausschuss des Stadtrates angegliederten Arbeitskreises Erinnerungskultur sei bereits die Änderung von drei Straßen mit den Namen NS-belasteter Personen erreicht worden, erläuterte der dort für die OFRI vertretene Thomas Müller. Nun gehe es darum, die in Osnabrück vorhandenen „Kriegerdenkmäler“ in einen historischen Zusammenhang zu stellen. In nächster Zeit würden Texte zu den einzelnen Denkmälern erstellt. Dann müssten Kulturausschuss und Rat über die Bereitstellung von Geldern zur Realisierung entscheiden.
„Eisenbahnen gehören immer zur wichtigen Infrastruktur in Kriegen“, so Müller. 1914 seien zunächst jubelnde Soldaten an die Front geschafft worden, später Verwundete aus Lazaretten zurückgebracht worden. Heute erfolge der Transport von Waffen in Kriegsgebiete. Zu klären sei, ob wie am Straßburger Platz durch das Ratsgymnasium auch die anderen „Kriegerdenkmäler“ zeitgemäß umgestaltet werden könnten.
Die OFRI hatte den Totensonntag in den letzten Jahren zum Anlass genommen, an Osnabrücker „Kriegerdenkmälern“ mehr den Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren zu gedenken. Die Katharinen-Gemeinde hatte das zum Anlass genommen, um in der Kirche das Gedenken der getöteten Soldaten um eine Erläuterung zu ergänzen. Veranstaltungen der OFRI hatte es auch an den „Kriegerdenkmälern“ in Voxtrup, Haste, Römereschstraße, Sedanstraße und Straßburger Platz gegeben. Wegen der Bombenräumung am Sonntag hatte die OFRI den diesjährigen Ortstermin auf den Samstag vorgezogen.
Zum Download: Facharbeit von Bjarne Strothmann zum Thema Kriegerdenkmal