Veranstaltungen

Oct 16, 2023

Erklärung der Osnabrücker Friedensinitiative (OFRI) zur aktuellen militärischen Eskalation im Nahen Osten


Die OFRI verurteilt den durch nichts zu rechtfertigenden Gewaltausbruch der Hamas mit ihrem Raketenbeschuss auf
israelische Siedlungen und Städte. Ebenso verurteilen wir die Bombardierung von zivilen Wohngebieten im
Gazastreifen durch die israelische Armee. Das gewaltsam-militärische Vorgehen auf beiden Seiten – egal wie es jeweils
begründet wird - führt zu weiteren Eskalationen und birgt die Gefahr eines neuen sinnlosen Krieges im Nahen Osten.
Ermordungen, Geiselnahmen, Misshandlungen und sonstige Verbrechen von Kämpfern der Hamas gegen die israelische
Zivilbevölkerung sind auf das Schärfste zu verurteilen, müssen sofort eingestellt und verschleppte Menschen
unverzüglich freigelassen werden.
Die Inhaftnahme der Zivilbevölkerung in Gaza für die Verbrechen der Hamas, indem die Versorgung mit
lebensnotwendigem Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Medikamenten etc. durch die israelische Regierung unterbrochen
wird und indem ihre Wohngebiete zerstört werden, führt nur zu weiteren Toten und einer verstärkten Radikalisierung
von Teilen der palästinensischen Bevölkerungen. Dieses Vorgehen stellt kein Mittel zur Beendigung des aktuellen
Gewaltgeschehens dar. Auch diese Form der Geiselnahme von Zivilbevölkerung muss sofort beendet werden.
Wir verurteilen die Drohungen mit einer Ausweitung und Eskalation von Krieg, Gewalt und Terror durch die beteiligten
Akteure und unterstützenden Organisationen in Nachbarländern. Weltweite Jubelkundgebungen und
Sympathiebekundungen für Massaker und Verbrechen erfüllen uns mit Abscheu.
Mittlerweile sind insgesamt weit mehr als 4000 Menschen sinnlos gestorben und es droht ein weiterer Anstieg der
Opferzahlen. Der kriegerische Gewaltausbruch hat auf allen Seiten unermessliches Leid zur Folge und erschwert
zukünftige Versuche der Annäherung und Friedensstiftung zwischen den Menschen in Israel und Palästina.
Unsere Anteilnahme, unser Mitgefühl und unsere Solidarität gelten den zivilen Opfern, ihren trauernden Familien und
Freunden auf beiden Seiten des militärischen Geschehens. Neben den getöteten Menschen ist auch jede verschleppte
oder körperlich und seelisch verwundete Person eine zu viel. Ihr Leid wird durch das Handeln der an kriegerischer
Gewalt orientierten Verantwortlichen auf beiden Seiten missachtet.
Wie in Afghanistan, in Syrien, im Irak, im Jemen, in den kurdischen Gebieten etc., so zeigt auch das jahrzehntelange
Setzen auf eine militärische und gewaltorientierte Lösung des Konfliktes im Nahen Osten zwischen der Führung Israels
und den palästinensischen Verantwortlichen bzw. Politikern der arabischen Nachbarländer die Sinnlosigkeit, das
Unvermögen und Versagen des militärischen Ansatzes. Überall hat das langjährige militärische Vorgehen einer
gewaltorientierten Radikalisierung Vorschub geleistet, zu einer Zerstörung der Regionen, der menschlichen
Gesellschaften, der Traumatisierung und zu unermesslichem Leid für Generationen von kriegsgeschädigten Menschen
geführt.
Die Konsequenz hieraus kann nur eine Ablehnung von Gewalt als Mittel der Politik, ein Ausstieg aus der Kriegslogik
und eine Hinwendung zu einer zivilen gewaltfreien Konfliktlösung sein, in der die berechtigten Bedürfnisse und
Interessen der Menschen miteinander in Einklang gebracht werden. Das heißt, auch für den Nahen Osten muss die
Bereitschaft von ehrlichen und offenen Gesprächen gefördert werden, um zu einer Versöhnung und einem
Interessenausgleich vor Ort zu kommen.
In einem Aufruf fordern viele lateinamerikanische Staaten von den Vereinten Nationen (UN) sowie den Mächten und
Staaten mit Einfluss in dem Konflikt, das "Engagement für den israelisch-palästinensischen Friedensprozess im
Einklang mit dem Völkerrecht und den UN-Resolutionen" (u.a. Zwei-Staaten-Lösung) unverzüglich wieder
aufzunehmen.
Hierfür sollten sich auch die Friedensstadt Osnabrück und die politisch Verantwortlichen in Deutschland einsetzen.
Osnabrück, 16. Oktober 2023