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Leserbrief: Angriff auf Atomkraftwerk
Nach den Kämpfen um oder in dem größten AKW der Ukraine nachfolgend einige Gedanken:
1.
Die Frage, was dort vor Ort tatsächlich passiert ist, was Kriegspropaganda, von der einen oder der anderen Seite war, ist völlig unerheblich. Selbst, sollte dort nichts passiert sein, könnte so ein Vorfall jederzeit irgendwo passieren und wenn nicht mit einem AKW, dann mit einer Chemiefabrik o.ä.
2.
Militärs machen uns immer weis, sie seien zu einer sauberen Kriegsführung, mit chirurgischen Schlägen etc. in der Lage. Wenn dann Krankenhäuser, Schulen oder Hochzeitsgesellschaften getroffen werden, wäre es keine Absicht gewesen, sondern nur „trauriger, unvermeidlicher Kollateralschaden“. So die Erzählungen bei Vorfällen im Irak, in Afghanistan und Syrien, vorgetragen von Amerikanern, Russen oder anderen Kriegsparteien. Letztlich ist auch diese Debatte, ob es Absicht oder Versehen war, irrelevant. Ein versehentlich getroffenes AKW stellt keine kleinere Gefahr dar, als ein absichtlich getroffenes.
3. Was heißt das?
In unserer heutigen, vernetzten und technisierten Welt und den Armeen mit ihren hoch komplexen Waffen mit immenser Zerstörungskraft und irrer Geschwindigkeit sind Kriege nicht mehr „verantwortlich“ führbar - wenn sie es denn jemals waren. Jeder Krieg birgt unkalkulierbare Risiken und nicht „steuerbare“ Kollateralschäden und Eskalationsabläufe.
Nicht die Friedensbewegten sind die Traumtänzer und naiven Fantasten, sondern die zivilen und militärischen Strategen und Apologeten, die uns immer wieder einreden wollen, Kriege seien kontrollierbar und ein adäquates Mittel zur Konfliktbeilegung.
Auch nicht-atomare Kriege sind ein Verbrechen und stellen eine unverantwortliche Gefährdung der Menschheit dar. Jede weitere Aufrüstung ist ein Schritt hin zum nächsten Krieg.
Dass aus dem sogenannten „Kalten Krieg“ kein heißer Krieg wurde, war ein Glücksfall der Geschichte.
06.03.2022
Inge Dürre